Studierende der Museologie führen durch das Alte Rathaus
Bildung und Vermittlung im Museum stärken und am konkreten Beispiel lernen: Das ist die Devise der neuen Partnerschaft zwischen dem Stadtgeschichtlichen Museum Leipzig und dem Studiengang Museologie an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig). Studierenden – den „Newcomern“ – wird die Möglichkeit gegeben, sich in einer der Kernaufgaben von Museen auszuprobieren: der Vermittlung. Für das Stadtgeschichtliche Museum ist es zugleich die Chance, die eigene Sammlung unter neuen, jungen Perspektiven zu betrachten.
Die erste Führung der „Newcomer“ findet am Donnerstag, dem 5. September 2019 um 17 Uhr im Alten Rathaus statt. Studentin Luise Hahmann widmet sich dem Musikboom in Leipzig – Von großen Künstlern, Verlegern und Pianofabriken in der Ausstellung „Moderne Zeiten“. Dabei geht es weniger um die Thomaner oder Bach, als um die Dirigenten des Gewandhauses seit Felix Mendelssohn-Bartholdy, um die Musikhochschule und Verlage wie Peters oder Breitkopf & Härtel sowie die bis heute berühmte Pianofabrik Blüthner, die allesamt Leipzig im 19. Jahrhundert zur Musikstadt werden ließen. Am Dienstag, dem 17. September 2019 schließt sich Nadine Neumann mit „Sowohl zum Nutzen als auch zum Plaisir – Von der Gartenlust in Leipzig" an (ebenfalls 17 Uhr im Alten Rathaus). Der Titel ist ein Zitat aus einem Zeitungsartikel von 1747, in dem bereits 53 Bürgergärten für Leipzig gelistet werden. Welch barocke Gartenpracht mit vielen geselligen Vergnügungen, aber auch Anlagen zu wirtschaftlichem Gewinn rund um die Promenade entfaltet wurde, ist heute kaum noch bekannt.
Kooperation mit verschiedenen Leipziger Museen
Die museumspädagogischen Formate werden von den Studierenden im Modul „Museumspädagogik“ unter Leitung von Prof. Dr. Gisela Weiß konzipiert. Die Studierenden wählen selbstständig ihr Thema und definieren die Zielgruppe, für die sie ihre Idee verwirklichen wollen. Dabei werden sie angeregt, ihr Projekt weg vom klassischen Rundgang hin zu lockeren Formaten mit Dialog und Gespräch und unter Einbeziehung aller Sinne zu entwickeln. „Den Besucherinnen und Besuchern muss immer die Chance gegeben werden, sich auch zu beteiligen“, so Weiß.
Nach den ersten museumspädagogischen Ideen im Seminar wurde das Konzept dann im Stadtgeschichtlichen Museum gemeinsam mit der dort tätigen Museumspädagogin Franziska Jenrich-Tran weiterentwickelt. Diese begleitete die Projekte und half mit ihrem Know-how bei der Realisierung im konkreten Museumsumfeld. „Wir freuen uns sehr, dass das Stadtgeschichtliche Museum den angehenden Museologinnen und Museologen die Möglichkeit gibt, sich in diesem Rahmen auszuprobieren und somit wichtige praktische Erfahrungen zu erwerben“, resümiert Gisela Weiß. „Nach ähnlichen Kooperationen, beispielsweise mit dem Museum der Bildenden Künste und dem GRASSI Museum für Angewandte Kunst Leipzig war es an der Zeit, auch das Stadtmuseum mit seinen vielschichtigen Themen und großartigen Sammlungsbeständen zur Geschichte der Stadt als museumspädagogische ‚Lernwerkstatt‘ für die Museologie zu erschließen.“
Und auch Museumsdirektor Dr. Anselm Hartinger zeigt sich zufrieden mit dem neuen Format: „Diese Form der Zusammenarbeit bietet für alle Beteiligten eine ausgezeichnete Chance, bei der nicht nur die zukünftige Generation von Museumsmenschen, die Newcomer, profitiert; auch wir haben wieder eine neue Sicht auf einzelne Objekte unserer vielfältigen Sammlung kennengelernt und sehen daher voller Freude und Spannung den nächsten ‚Newcomer‘-Führungen entgegen.“