Eine Masterarbeit an der HTWK Leipzig hat die Strategie der AfD bei den Landtagswahlen 2019 untersucht
Zur Medienstrategie der Partei „Alternative für Deutschland“ (AfD) zählt es, sich als „bürgerliche Volkspartei“ darzustellen, die sich des „abgehängten Ostens“ annimmt. Diese Einordnung, „Framing“ genannt, haben die Redaktionen der Talkshows im Vorfeld der Landtagswahlen 2019 häufig unkritisch übernommen – und in der Folge auch weitere Medien. Zu diesem Ergebnis kommt die Masterarbeit von Sonja Heyen, die an der Fakultät Informatik und Medien der HTWK Leipzig entstanden und soeben im Carl-Grossmann-Verlag erschienen ist.
Mit insgesamt 49 Prozent direkter und 22 Prozent indirekter Übernahmen des AfD-Framings hat sich an diesem Beispiel die Annahme bestätigt, dass hier das strategische Framing der AfD in das journalistische Framing der Talkshows-Moderatoren und der Redaktionen anderer ausgewählter Leitmedien aufgenommen wurde.
Framing wird von weiteren Medien übernommen
Angelehnt an den Framing-Ansatz hat Sonja Heyen 45 Sendungen öffentlich-rechtlicher Talkshows über die Landtagswahlen im Herbst 2019 mit AfD-Beteiligung hinsichtlich ihres Umgangs mit strategischen Frames analysiert. Sie hat strategische Kommunikationsziele der AfD herausgearbeitet, wie „AfD als bürgerliche Volkspartei“ „abgehängter Osten“, „Klimahysterie“, „Flüchtlingskrise“ usw. Das strategische Framing wurde je nach Thema unterschiedlich übernommen.
In der Folge hat sie die Ergebnisse mit der Anschlusskommunikation ausgewählter Online-Leitmedien verglichen und dazu 411 Beiträge untersucht. „Dabei wurde eine ausgeprägte Übernahme des strategischen Framings der AfD in der medialen Berichterstattung festgestellt“, fasst die Betreuerin der Arbeit, Medienprofessorin Gabriele Hooffacker, zusammen.
Rückbesinnung auf journalistische Standards empfohlen
Dennoch kommt Sonja Heyen zu dem Schluss: „Ist dies auch äußerst kritisch einzuordnen, so zeigt der intramediale Vergleich doch, dass sich eine umfassende, differenzierte Auseinandersetzung mit der AfD mit klaren Gegenpositionen unter Umständen als zielführend erweisen kann.“ Sie empfiehlt den Redaktionen eine Rückbesinnung auf das journalistische Handwerkszeug und dessen Standards.
Der Band „Die AfD in den Medien: Eine Framing-Analyse der Partei am Beispiel politischer Talkshows — aktuelle Studie“ ist als Buch und digital als Open Access in der Schriftenreihe Medienrecht & Medientheorie, herausgegeben von Marc Liesching und Gabriele Hooffacker, erschienen. Hier kann der Band kostenfrei heruntergeladen werden.