KI, Medien und die Folgen – das war die Fachtagung an der HTWK Leipzig
Wie wird KI aktuell in Redaktionen eingesetzt? Sind Avatare noch von menschlichen Nachrichtenmoderatoren zu unterscheiden? Welche Verantwortung haben Medienschaffende letztlich beim KI-Einsatz?
„Der Journalismus hat eigentlich schon verloren“ – so dramatisch schätzte Richard Gutjahr, Journalist und Keynote-Speaker bei „Neue Digitale Öffentlichkeiten“ am 11. September 2025, die Lage ein.
Eröffnet wurde die Fachtagung an der Fakultät Informatik und Medien vom Rektor der HTWK Leipzig, Prof. Jean-Alexander Müller. Die Tagung nahm die rund 80 Gäste und Referierende auf eine Heldenreise mit: vom Weckruf – „es ist eigentlich schon zu spät“ – über hilfreiche Tools und praktische Einsatzbeispiele bis zu konkreten Forderungen und Maßnahmen.
Der Avatar ist sympathischer
Prof.in Gabriele Hooffacker von der HTWK Leipzig und Prof. Wolfgang Kenntemich vom EIQ Europäisches Institut für Qualitätsjournalismus luden dazu ab 12 Uhr an die Fakultät Informatik und Medien ein. Oliver Haustein-Teßmer und Sascha Devigne zeigten, wie sich der Lokaljournalismus mithilfe von KI gerade neu erfindet. Im Duisburger TV-Studio 47, das Devigne leitet, gibt es ihn selbst als moderierenden Avatar, nicht vom Original zu unterscheiden – und das Publikum findet den Avatar teilweise sympathischer als das Original.
Annie Reischmann und Martin Paul gaben Einblicke in KI-Anwendungen beim MDR, wobei Transparenz entscheidend ist. Stefan Primbs vom BR beschrieb, wie KI das Community-Management beim Bayerischen Rundfunk persönlicher macht.

Save Social: Eigene Plattformen nutzen
Professorin Cornelia Wolf von der Universität Leipzig entwickelte in ihrem Forschungsprojekt „KI Im Corporate Newsroom“ einen ganzheitlichen Ansatz für KI-Prozesse in der Unternehmenskommunikation.
Professor Marc Liesching von der HTWK Leipzig stellte eindringlich die psychologischen Wirkmechanismen von Social Media unter anderem durch ständige Wiederholung dar. Den eindringlichen Appell, eigene Plattformen zu nutzen, anstelle sich Big Tech auszuliefern, richtete Björn Staschen von der Initiative „Save Social“ an das Publikum.
Der Mensch entscheidet
Mit seiner Keynote „Hasta-la-vista, Menschheit!“ hatte Richard Gutjahr das Grundthema der Tagung vorgegeben. Dass KI auch belastende Arbeiten abnehmen kann, zeigte zum Abschluss Barbara Banczyk, Landesanstalt für Medien NRW, für die Medienaufsicht auf: Hier entlastet KI die Menschen, die kritische Inhalte anschauen müssen, durch Vorschläge – die Entscheidungen treffen jedoch nach wie vor Menschen.
Wie dramatisch sich der KI-Einsatz in Medien beschleunigt, fasste Professorin Wolf in der Abschlussdiskussion, moderiert von Dr. Sebastian Stoppe, pointiert zusammen: „Diese Vorlesung muss ich jedes Jahr völlig neu schreiben.“
