Am Mittwoch, den 20. März 2019, lud das Team des Forschungsprojektes Open-Access-Hochschulverlag (kurz: OA-HVerlag) zum zweiten Mal seine Stakeholder zu einem eintägigen Workshop im Gutenberg-Bau der HTWK Leipzig ein. Ziel des Workshops war es, gemeinsam den ersten Entwurf des Forschungsprojektes für einen allgemeingültigen Publikationsworkflow, der Hochschulen befähigen soll, ihre Forschungsarbeiten und Graduierungsschriften selbst digital als Open Access (OA) und als gedrucktes Werk zu veröffentlichen, zu evaluieren und diskutieren.

Hintergrund
Zum Projektauftakt wurde im Juni 2018 der erste Workshop an der HTWK Leipzig durchgeführt. Hierbei trafen – womöglich erstmalig in dieser Konstellation – Vertreter von Universitätsverlagen, Wissenschaftsverlagen, Dienstleistern, Bibliotheken und OA-Förderinitiativen zusammen, um die aktuelle Situation der Publikationslandschaft in Deutschland zu analysieren und Herausforderungen bei der Publikation von OA-Büchern zu diskutieren. Eine der wichtigsten Erkenntnisse des Workshops war es, dass die Publikationslandschaft für wissenschaftliche Inhalte in Deutschland sehr heterogen ist und dass sich vor allem die Publikationsmethoden der Universitätsverlage erheblich voneinander unterscheiden. (Ausführlichere Informationen zum Stakeholder-Workshop 2018 und die Ergebnisse finden Sie auf dieser Projektseite oder im veröffentlichten Paper auf www.scienceopen.com.)
Aufbauend auf dieser und weiteren Erkenntnissen, Fragestellungen und Erfahrungen wurde seither ein Entwurf für einen allgemeingültigen Publikationsworkflow für OA-Bücher vom Forschungsteam erarbeitet, dessen Vorstellung und Evaluation Ziele des zweiten Workshops waren
Ablauf
Für den Follow-Up-Stakeholder-Workshop am 20. März 2019 wurden erneut Vertreter aus den fünf Stakeholdergruppen (Universitätsverlag, Wissenschaftsverlag, Dienstleister, Bibliothek und Open-Access-Förderinitiative) eingeladen. Begrüßt werden konnten insgesamt 29 Teilnehmer, von denen einige bereits am ersten Workshop teilgenommen hatten, aber auch Teilnehmer, die erst nach dem ersten Workshop auf das Projekt aufmerksam geworden sind.
Der Workshop fand parallel zum Publishing & Printing Forum (pub&print) statt – einer Fachtagung für die Verlags- und Druckbranche, die zum zweiten Mal vom Studiengang Buch-und Medienproduktion der HTWK Leipzig angeboten wurde. Dies bot den Teilnehmern eine gute Gelegenheit um mit weiteren Fachexperten ins Gespräch zu kommen und sich auszutauschen. Mehr zu pub&print können Sie hier nachlesen: www.pubandprint.de.

Ziel des Follow-Up-Stakeholder-Workshops war es, Fragen, Anmerkungen und Kritik zum Entwurf des Publikationsworkflows zu diskutieren und zu sammeln, um die Erfahrungen der Teilnehmer in die Entwicklung des Workflows einfließen zu lassen. Zu diesem Zweck wurden im ersten Teil des Workshops die theoretischen Grundlagen für die Arbeit am Publikationsworkflow geschaffen. Nach einer kurzen Begrüßung der Workshop-Teilnehmer, Darstellung der Projektziele und Rückblick auf den vergangenen Workshop durch Projektleiter und HTWK-Professor Alexander Grossmann, setzte Projektleiter und HTWK-Professor Michael Reiche in seinem Vortrag zum System-, Workflow- und Prozessbegriff den strukturellen Rahmen für den Workshop. Dieser Fachvortrag war für die weitere Zusammenarbeit wichtig, da der Publikationsworkflow nach einer bestimmten Methode und unter Verwendung einer spezifischen (Fach-)Sprache entwickelt wurde.

Der Entwurf des Publikationsworkflows wurde anschließend im Detail von den Projektmitarbeitern David Böhm und Antonia Schrader vorgestellt. Es wurden die zwanzig Hauptprozesse des Workflows, die für die Herstellung und Verbreitung eines OA-Buches als notwendig angesehen werden und deren Teilprozesse sowie die ausführenden Rollen erläutert.

Nach der Mittagspause folgte die Diskussion des Workflows in themenspezifischen Arbeitsgruppen. Hierbei wurden die Workshop-Teilnehmer in vier Arbeitsgruppen geteilt, um ausgewählte Abschnitte des Workflows zu diskutieren. Arbeitsgruppe 1 ‚Redaktionelles’ – moderiert von Antonia Schrader – konzentrierte sich hierbei auf Prozesse des Workflows, welche die Inhaltsbeschaffung, inhaltliche Qualitätssicherung und Autorenbetreuung thematisieren. Unter der Leitung von Prof. Reiche beschäftigten sich die Teilnehmer der Arbeitsgruppe 2 ‚Technisches’ mit den Prozessen, welche die technische Umsetzung der Monografien beschreiben. Arbeitsgruppe 3 ‚Schnittstellen’ – moderiert von Prof. Grossmann – konzentrierte sich auf Prozesse zur Metadatenerstellung und -verbreitung sowie Prozesse, die für die Sichtbarkeit und Auffindbarkeit der Fachbücher sorgen. David Böhm leitete Arbeitsgruppe 4 ‚Distribution und Betriebswirtschaftliches’, in der die Teilnehmer Druck- und Vertriebsprozesse besprachen sowie Erfahrungen zu rechtlichen und ökonomischen Fragestellungen austauschten.
Die Ergebnisse aus den Diskussionen der Arbeitsgruppen wurden auf Karteikarten gesammelt und den Teilnehmern der jeweils anderen Arbeitsgruppen zum Abschluss des Workshops präsentiert.

Fazit und Ausblick
Der Workshop hat gezeigt, dass der vorgestellte Entwurf des Publikationsworkflows bereits zum größten Teil alle relevanten Prozesse für die Herstellung und Publikation von OA-Monografien abdeckt. Trotzdem gab es zahlreiche Hinweise von den Stakeholdern, welche in den kommenden Wochen analysiert, evaluiert und in die Überarbeitung des Workflows einfließen werden.
In den letzten Tagen begann die Testphase des Workflows, in welcher vier Graduierungsarbeiten von Absolventen der HTWK Leipzig umgesetzt werden. Die ausgewählten Manuskripte weisen unterschiedliche Komplexitäten auf und werden in verschiedene Workflow-Szenarien realisiert. Durch diese Use Cases sollen weiterhin Normzeiten und Kosten ermittelt werden, um Indikatoren zu entwickeln, die den Hochschulen Hinweise zu den Aufwänden der Gründung und des Betreibens eigener OA-Hochschulverlage geben können.
Diese und weitere Erkenntnisse (einschließlich des finalen Publikationsworkflows) werden zum Abschluss des Forschungsprojektes in einer Monografie veröffentlicht. Es ist geplant, diese im Rahmen einer offenen Transfer-Tagung (voraussichtlich im Frühjahr 2020) zu präsentieren.