Virtual Reality in Realität
An die 2000 Spiele- und Bildungs-Interessierte vor Ort und online bei der Langen Nacht der Computerspiele an der HTWK Leipzig
„Es wurde endlich mal wieder Zeit!“ Manuel Sehrbrock von Radio Paralax genoss die Lange Nacht der Computerspiele sichtlich. Gleichzeitig sorgten er und sein Team für einen Video-Livestream aus Leipzig. Das Miteinander von Präsenz- und Online-Veranstaltungen war kennzeichnend für die Computerspielenacht am 7. Mai an der HTWK Leipzig.
So ca. 100 Gäste an der Podiumsdiskussion „Games – (k)ein Thema für die Bildung“ sowie am wissenschaftlichen Symposium „Science MashUp_ Green Games“ teil – zum einen im gut gefüllten Seminarraum im Atelier des Fachbereichs Architektur, zum anderen im sehenswert inszenierten Livestream via Zoom oder YouTube.
Professor Mark Mietzner, Rektor der HTWK, eröffnete das Science MashUp. René Meyer vom Haus der Computerspiele, Mitgründer der Computerspielenacht, stellte in seinem Vortrag zum Jubiläum die Geschichte der Computernutzung an der HTWK Leipzig in den Mittelpunkt. Wolfgang Nake ließ „50 Jahre Pong“ lebendig werden.
Moderiert von Dr. Benjamin Bigl, Universität Münster, tauschten sich Dr. Claudia Maicher, Mitglied des sächsischen Landtags, Andreas Koch, Mitbegründer von Code it! Leipzig, und Friedrich Lüder vom Branchenverband Games & XR Mitteldeutschland, Mitveranstalter der Computerspielenacht, über das Potenzial von Computerspielen in der Schule aus.
Spielen vor Ort
Nach 15 Jahren hat es die Lange Nacht der Computerspiele in ihrer 16. Ausgabe wieder aus dem virtuellen Raum heraus und in die Räumlichkeiten der HTWK hinein geschafft. Standen Würfel-, Brett-, Retro-Games und Co. in den letzten zwei Jahren nur digital zur Verfügung, saßen sich die Spielenden in diesem Jahr wieder real gegenüber.
Im Virtual Reality-Bereich präsentierten sich neben etablierten Namen der Branche Studierende der HTWK mit ihren Projekten. Wer in den dritten Stock des Lipsius-Baus gefunden hatte, bekam etwa die Chance auf einen Hindernisparcours im Rollstuhl oder ein Geschicklichkeitsspiel im Weltraum.
Ein Publikumsmagnet der Computerspielenacht sind stets die Retrogames. Spielefans konnten Konsolen und Spiele aus dem letzten Jahrhundert ausprobieren und wiederentdecken. Sogar Arcade-Automaten konnten ausprobiert werden. Dass das nichts kostete, stieß auf besonders große Begeisterung bei Familien „Ich finde es so schön, dass man hier mit Kindern auch mal kostenlos rumgehen kann“ lobt eine Besucherin mit ihrem Enkel.
Live programmieren, tanzen, spielen
Ein Highlight stellten die LNC Matsers dar. Das Team KöfteSpießOhneReden setzte sich in dem Turnier gegen TGM E-Sports, OXYZ und Wildcard durch und konnte den Pokal nach Hause tragen. Gespielt wurde Counter Strike: Global Offensive. Martin Blum und Jan Kobstädt kommentierten das Turnier, das gleichzeitg live gestreamt wurde. Über 400 Personen ließen sich so online und vor Ort unterhalten.
Die LNC Masters waren aber nicht der einzige Publikumsmagnet: Die Turniere von eJousting (eine Gruppe, die im Raum Leipzig Super Smash Bros.- und Mario-Kart-Events veranstaltet) erfreuten sich ebenfalls großer Beliebtheit.
Die LNC bot zudem die Möglichkeit, Projekte und Aussteller zum Thema hautnah vor Ort zu erleben und unmittelbar Feedback zu geben: Zum ersten Mal als Aussteller und nicht mehr nur als Gast durfte die LNC in diesem Jahr das MDR next-Team begrüßen. Im Zuge des interaktiven Hörspiels Mission to Mars können Roboter programmiert werden. Im neu vorgestellten Projekt WozNiu werden Nachrichten speziell für die Zielgruppe Kinder und Jugendliche aufbereitet. Ebenfalls zum ersten Mal dabei war die Heart of Cards Lounge, die sich später am Abend zur MIDI-Evil Disco mauserte – natürlich in Präsenz. Fans von Kartenspielen wie Yu-Gi-Oh! oder Magic: The Gathering konnten sich ihrem Hobby widmen. Organisiert wurden beide Events von Studierenden um Professor Uwe Kulisch und Dr. Enrico Ruge von der Fakultät Informatik und Medien.
Auf großes Interesse stießen die neuen Kreationen der Indie-Spieleentwickler und -entwicklerinnen. Von Jump and Run-Spielen im Neunziger Jahre-Stil bis hin zu komplexen Simulationen gab es viel zu entdecken.
In der virtuellen Kunstgalerie wurde es kreativ. Verschiedene Kunstschaffende stellten ihre Werke aus und ließen die Welt ihr Lieblingsgame durch ihre Augen sehen.
Ehrenamt und Engagement
Ermöglicht wird die Lange Nach der Computerspiele durch das Engagement vieler Studierender und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der HTWK Leipzig. Marcus Klöppel, Kurator der Computerspielenacht und beim Games & XR Mitteldeutschland aktiv, sowie Medienprofessorin Gabriele Hooffacker, Koordinatorin der LNC, arbeiten wie alle anderen ehrenamtlich für das Event. Enrico Ruge und Susann Hommel vom Veranstaltungsbüro der Fakultät Informatik und Medien sorgten für eine reibungslose Organisation. Die technische Infrastruktur stellten die Teams vom Dezernat Technik und vom IT-Servicezentrum der HTWK bereit.
Bis zum späten Abend strömten Gäste und Interessierte in den Lipsius-Bau oder stärkten sich beim Imbiss in der Cafeteria der HTWK. Rund 1500 waren es schätzungsweise vor Ort, mehr als 500 online. Damit hat die Lange Nacht der Computerspiele zwar noch nicht das Vor-Pandemie-Level erreicht. Doch Marcus Klöppel findet: „Unabhängig von der genauen Zahl können wir zufrieden mit dem Ergebnis sein.“ Besonders begeistert äußerten sich viele Gäste, dass das Event bei freiem Eintritt und ohne Anmeldung besucht werden konnte. Auch die Ausstellenden waren begeistert. „Wir sind zum ersten Mal als Aussteller dabei und waren super begeistert, dass Marcus Klöppel zur diesjährigen Langen Nacht der Computerspiele eingeladen hat und würden nächstes Jahr gern wieder kommen.“ freute sich Annie vom MDR next-Team. „Sehr cool!“ fassen die Indie-Entwickler von Voxelheadstudios auf Instagram zusammen.
Autorinnen: Celine Bischoff, Beatrice Stefaniak, Merle Lippmann, Annika Hohn, Gabriele Hooffacker
Kontakt: Prof. Dr. Gabriele Hooffacker