Was finden wir schön? Was hässlich? Wer prägt diese Vorstellungen? Wie weit gehen wir, um unseren Schönheitsidealen nachzueifern?
Es gibt kaum einen Bereich des Lebens, in dem Schönheit keine Rolle spielt. Egal, wie unterschiedlich die Schönheitsideale von Kultur zu Kultur auch sein mögen, eines steht fest: Schönheit ist uns enorm wichtig.
Schon durch Aphrodite gab man den Frauen des antiken Griechenlands ein Schönheitsideal vor. Seit Jahrhunderten wird gerade körperliche Schönheit über alle möglichen Kanäle propagiert. Als schön empfinden wir aber auch die Natur, bewundern ihre Symmetrie, ihre Ordnung, ihre Regelmäßigkeiten und suchen nach plausiblen Gründen für diesen Schönheitstrieb. Aber eine eindeutige Antwort scheint es nicht zu geben, denn Schönheit ist wandelbar und vor allem subjektiv. Gerade im 21. Jahrhundert wird sie geprägt von individueller Präferenz und bunter Vielfalt.
Das „ABC der Schönheit“ eröffnet 26 Sichtweisen in fünf Kategorien, um die verschiedenen Dimensionen von Schönheit zu beleuchten, zu hinterfragen und kritisch zu betrachten.
A wie Aphrodite
Die Griechische Göttin der Schönheit und Liebe hat die gefährliche Macht, alle Götter und Menschen verliebt zu machen. Wohl gerundet, zugleich schlank und überaus lieblich, verkörpert Aphrodite die klassischen Weiblichen Schönheitsideale. Schon in der Antike galt Aphrodite (röm. Venus) als die Schönheit par excellence. Auch heute fällt ihr Name immer wieder, wenn es bspw. um Schminktipps, Verjüngungskuren oder Wellnessangebote geht.
B wie Barbie
Sie ist die bekannteste und meist verkaufte Puppe der Welt. Die Barbiepuppe der Firma Mattel ist ein echter Spielzeugklassiker. Dabei gibt es schon lange Kritik an ihr: Im Maßstab 1:6 stellt Barbie einen menschlichen Körper dar.
Ein Mensch wäre mit ihren Körpermaßen aber gar nicht Lebensfähig. Der Unterleib bietet nicht genug Platz für Lebenswichtige Organe. dennoch bleibt Barbie das Schönheitsideal unserer Kindheit - trotz negativer Folgen: Das Spielen mit den Puppen kann bereits bei jungen Mädchen ein bestimmtes, stark auf Äußerlichkeiten beschränktes Frauenbild festigen - und das Selbstbewusstsein von Kinder stark mindern.
Die Auswirkungen können im Erwachsenenalter deutlich werden: Unter dem Barbie-Syndrom leiden Menschen, die den Wunsch haben, wie die Puppe auszusehen und dementsprechend viel Geld für teils gefährliche Schönheitsoperationen ausgeben.
E wie Essen
Auch Essen muss schön sein. Seitdem es die Fotoreproduktions- und Drucktechnik möglich machen, offerieren Kochbücher, wie die Speisen auch hübsch drapiert angerichtet werden können. Ein Blick über Jahrzehnte zeigt den Wandel unserer Geschmacksvorlieben sowie der Tischkultur.
Präsentation ist dabei nicht alles - aber viel. Das verdeutlichen die beliebten TV-Kochshows, bei denen nicht nur mit Kochkunst, sodern auch mit Essensoptik gepunktet werden kann und muss. Fast alle machen es nach, denn in Zeiten, in denen neben Messer und Gabel immer auch ein Smartphone liegt, wird die Ästhetik des Essens besonders wichtig.
Schließlich ist das schnelle Fotografieren und "Teilen" der Mahlzeiten gängig und zu einer Form der Selbstinszenierung oder des Marketing-Konzepts geworden - für die, die posten und die, die kochen.
I wie Instagram
447.000.000. So viele beiträge findet man auf Insagram unter #beauty. Die Sozialen Netzwerke verändern schon seit einiger Zeit unsere Vorstellung von Schönheit und Perfektion. Photoshop und unzählige Filter täuschen ebenmäßige Haut, glänzendes Haar oder straffe Bäuche vor.
Eininge Nutzerer und Nutzerinnen der Social-Media-Kanäle lehen diese inszenierte "Ideale" jedoch ab. Sie lassen sich lieber von Hashtag-Trendes wie #bodypositivity oder #fürmehrRealitätaufInstagram inspirieren und treten so gegen die trügerische Selfie-Kultur an. Kurven, Falten oder Körperbehaarung werden "geteilt" und zelebriert. Diese Gegenbewegung weckt das Bewusstsein, wie unrealistisch und diskriminierend unsere Schönheitsideale sind.
J wie Jugend
Unsere Jugend ist die wohl schönste Zeit des Lebens. Voller Lebenslust und Zuversicht verbringen wir unsere Tage, hinterfragen unsere Umwelt und geraten mit der "alten" Geberation aneinander. Eben jenes Lebensgfühl verkörperte keine Zeitschrift besser, als die seit 1896 heruasgegebene Jugend. Entgegen dem Zeitgeist des ausgehenden 19. Jahrhunderts brach die Münchner Illustrierte Wochenzeitung für Kunst und Leben mit der vorherrschenden Prüderie, indem erotische Tabus bewusst verworfen und eine neue Natur- und Freikörperbewegung etabliert wurde. Anstatt der Rückbesinnung auf historische Vorbilder entfaltete sie eine neue Stilrichtung, die die folgenden Jahre prägen sollte: den Jugenstil.
V wie Vulva
Ob in Pornos oder Aufklärungsbüchern, Vulven werden meist als "Brötchen-Vulva" abgebildet. In dieser Darstellung umschließen die äußeren Vulvalippen die inneren. Nichts hängt heraus, ist faltig oder dunkel gefärbt. Die einfältige Darstellung der "Brötchen-Vulva" macht diese auch zum Ideal.
Da ist es nicht ungewöhnlich, dass zahlreiche Menschen ihre eigene Vulva nicht schön finden und sich sogar für ihr Aussehen schämen. Bei Frauen kommt die gesellschaftliche Tabuisierung der weiblichen Sexualität hinzu. Auch das führt zu Verunsicherung. Lange galt diese nur der Fortpflanzung und nicht der Freude oder Lust.
Doch seit einigen Jahren wimmelt es nur so von Texten und Bildern sowie wissenschaftlichen Arbeiten rund um das Thema "Vulva". Dieser Tabubruch ist wichtig, denn nur so wird klar: Alle Vulven unterscheiden sich von einander wie Nasen, Augen oder Münder. Jedes Geschlechtsteil sieht individuell aus. Somit ist jede Vulva einzigartig und schön!
C wie Chirurgie
Bereits vor mehr als 100 Jahren erfand der deutsche Arzt Jacques Joseph die Schönheitschirurgie. Zuvor nutzte man diese ausschließlich zur Rekonstruktion von Verstümmelungen. Waren zuerst nur kleine Eingriffe wie Nasenoperationen möglich, so konnte man mit der Einführung der Anästhesie im 19. Jahrhundert bald auch größere Eingriffe durchführen.
Die Verwendung von Implantaten ist auf die erste Brustoperation zurückzuführen. Dabei waren Silikonimplantate, wie wir sie heute kennen, noch lange nicht erfunden. Man experimentierte mit Materialien aus Elfenbein, Rinderknorpel, Wolle, Glaskugeln und sogar Bienenwachs. Neben Brust- oder Hodeneingriffen gibt es heute kaum ein Körperteil mehr, dass nicht operativ "verschönert" werden kann.
M wie Muskeln
Körper ohne muskulöse Ausstrahlung sind kaum noch Vorstellbar. Seit jeher medial stark präsentiert in Filmen: Der patriotische Muskelprotz des Actionhelden aus den 80igern wird heute durch Captain America und sein Superheldenuniversum abgelöst. Hinzu kommen Fitnesstudios an jeder Ecke, die uns den Muskelkult vergegenwärtigen.
Aber kein Bizeps ohne harte Arbeit an sich selbst: Wer schön sein will, muss seinen Körper trimmen. Gerade Hanteln gehören zur Ausstattung der Muskelmensche. Das Auf und Ab der Gewichte lässt sich auch zu Hause bewerkstelligen. Beim Hanteltraining können gezielt Körperschwerpukte trainiert und entwickelt werden, um somit effektiv Muskelreize zu setzen.
Letztlich bleibt der Kult um Sixpack, ausgeprägte Schulterpartien und massive Oberarme aber umstritten: Was die einen als Schönheits- wie gesundheitsideal anstreben, ist für andere absolut überflüssig bis abstoßend.
Q wie Qualen
Die erste Tattoo-Gun der Welt ließ der Erfinder Samuel O'Reilly 1904 patentieren. Der New Yorker entdeckte, dass sich mit einem elektronischen Stift Tinte unter die Haut stechen ließ. Rund hundert Jahre später entstand das hier gezeigte Modell. Ästhetischer Individualismus - auch unter Schmerzen - ist mehr denn je im Trend. Die Bedeutung der Tattoos ist dabei so vielfältig wie die Motive selbst. Als Gemeinsamkeit bleibt nur der Schmerz dieser Verschönerung.
So klingt eine Tattoo-Gun
T wie Taille
Eine schmale Taille gilt schon seit der Antike als schön. Zu große Körperfülle versucht man durch ein Hüftband zu verstecken. Seitdem kamen solch einzwängende Maßnahmen nciht mehr aus der Mode. Mit der Wespentaille für den Mann gab der burgundische Hof im Europa des 15. Jahrhunderts den Ton an. Für die gerade Haltung und Disziplinierug des Körpers sorgte die spanische Mode: Sie drückte mit korsettartiger Oberkleidung die Brust flach.
Den Gegentrend erzeugte das französische Korsett des 17. Jahrhunderts, um die "weiblichen Formen" hervoruzheben. Mithilfe von Fischhein-, Holz- oder Eisenstäben pressten die Frauen der Oberschicht ihren Körper in Form. Polster und gebogene Fischbeine machten die Brust rund, die Taille schmal. Die Hüftenm betonte der Reifrock. Das Korsett bewirkte nicht nur eine Sexualisierung des weiblichen Körpers, es war auch gesundheitsschädlich: Die Folgen der extremen Einschnürung waren Kurzatmigkeit und Ohnmachtsanfälle. Darüber hinaus konnten die inneren Organe durch den auf sie ausgeübten Druck geschädigt werde.
X wie XXL
Nur die wenigsten Menschen würden heutzutage den Körperbau der so genannte "Venus von Willendorf" als attraktiv oder begehrenswert bezeichnen. Dennoch ist die These nicht abwegig, dass die XXL-Lady vor rund 30.000 Jahren als Schönheit gegolten haben könnte.
Über die Symbolik der altsteinzeitlichen Venusfigur aus Österreich und ihrer in ganz Europa weit verbreiteten "Kollegininen" sind Forscher und Forscherinnen bsi heute uneins. Hartnäckig hält sich die Vermutuung, die Figuren würden entweder Göttinnen darstellen oder ein Zeichen für Fruchtbarkeit sein.
Sollte letzteres zutreffen, som kann man davon ausgehen, dass zu dieser Zeit unsere Uhrahnen wihlgenährte Frauen für den zielorientierten Fortpflanzungsakt attraktiver und somit vermutlich auch "schöner" waren.
Schönheit wird konsumiert. Pro Jahr bringen Fast-Fashion-Ketten wie Zara oder H&M bsi zu 24 Kollektionen in die Läden. Mit millionenschweren Werbekampagnen, die schöne, glückliche Menschen zeigen, sollen Modetrends schemackhaft gemacht werden.
"Fast Fashion" beschreibt einen mittlerweile unglaublich schnellen Zyyklus von Produktion, Vermarktung, Kaufen - und Wegwerfen der Kleidung. Allein in Europa wandern Jahrlich 5,8 Millionen Tonnen Kleidung in den Müll. Über die Schattenseiten macht sich die Klientel wenig Gedanken: Die eisten Kleidungsstücke werden im Asiatischen Raum produziert - unter katastrophalen, unmenschlichen Arbeitsbedingungen.
Zudem vergiftet die Produktion der Billigklamotten sowohl das Trinkwasser, als auch die Gewässer der Umgebung. Sie schadet nicht nur den Menschen vor Ort un der Natur, sondern auch dem Klima weltweit. Allein im Jahr 2015 hat die Textilindustrie so viele Treibhausgase ausgestoßen wie der Schiffverkehr und der interantionale Langstreckenflugverkehr zusammen.
N wie Nautilus
0-1-1-2-3-5-8-13-21-34-55 ... Prinzip erkannt? Zwei aufeinanderfolgende Zahlen werden immer wieder miteinander addiert. Die unendliche Folge heißt Fibonacci-Reihe - benannt nach Leonardo Fibonacci, der damit im Jahr 1202 das Wachstum einer Kaninchenpopulation berechnete.
Die Zahlenfolge beschreibt zahlreiche Naturphänomene. So besitzt auch der Nautilus, ein Kopffüßler aus dem Südpazifik, Luftkammern, die sich nach dieser mathematischen Gesetzmäßigkeit vergrößern.
Doch damit nicht genug der Zahlenspiele: Dividiert man die kleinere Zahl der Fibonacc-Reihe mit der nächst Größeren, so erhalt man das Verhältnis des Goldenen Schnitts. Dieser ist eine seit der Antike bekannte Gestaltungsregel und bezeichnet das Teilungsverhältnis zweier Größen zueinander, welches als besonders ausgewogen emfunden wird. So erklärt sich aus simpler Mathematik die harmonische Schönheit des faszinierenden Schalentiers.
O wie Ordnung
In der Ästhetik bildet die Ordnung seit jeher eine feste Kategorie. Dabei gelten regelmäßige Proportionen, berechenbare Strukturen und vor allem Symmetrie als die Maße der Schönheit. Das spiegelt sich auch in unserer Umgebung wieder. Eine bestimmte (An-)Ordnung der Dinge beurteilen wir als schön, eine andere weniger.
Im Chaos fühlen wir uns unsicher und unwohl. Nicht ohne Grund genießt die Aufräum-Expertin Marie Kondo mit ihrer TV-Serie auf Netflix großen Erfolg. Ihre Methoden haben tausende Zuschauer und Zuschauerinnen zum Ausmisten und Aufräumen animiert und einen Minimalismus-Trend losgetreten.
S wie Symmetrie
Egal ob Marienkäfer, Teufelsrochen oder Schneeloepard: Alle Tiere - mit einziger Ausnahme der Schwämme - sind bilateral symmetrisch aufgebaut. Wir Menschen können uns dieser Faszination nicht entziehen und bewundern deshalb die in ihrer Symmmetrie so pefekten Schmetterlinge.
Sowohl die einheimischen als auch die exotischen Exemplare besitzen symmetrisch angeordnete Flügelpaare. Die dünnen Schuppen und Flügeladern bilden ein setes gleichmäßiges Farbmuster, das den Schemtterlingen als Tarnung sowie Droh- und Warnfarben vor Fressfeinden schützen soll - und letzlich auch bei der Partnersuche hilfreich ist.
D wie Duft
Schönheit kann nicht nur gesehen, sondern auch gerochen werden. Was die Nase dabei als schön definiert, liegt oft an ganz persönlichen Erfahrungen und Erinnerungen. So werden heimische Düfte im Allgemeinen vor fremden bevorzugt.
Einzige Ausnahme bilder der Geruch von Orangen, der welteit als wohlriechend wahrgenommen wird und deshalb in vielen Parfumen Verwendung findet. Ein dagegen eher kurioser Bestandteil von Parfümen ist Ambra. Diese seit der Antike bekannte wächserne Substanz aus dem verdauungstrakt der Wale konnte lange Zeit nur aus Walkadavern gewonnen oder angespült an der Küste gefunden werden.
Doch damit nicht genug, auch das pulverförmige Sekret des Moschustiers findet in der Parfumherstellung Verwendung. Heutzutage sind beide Stoffe jedoch synthetisch herstellbar.
G wie Gehirn
R wie Rot
Rot ist die Farbe der Liebe. Trifft Licht mit einer Wellenlänge von 700 Nanometer in unser Auge, sehen wir sprichwörtlich „rot“ – und das kann attraktivitätssteigernd wirken. Wissenschaftlich erwiesen ist jedenfalls, dass Menschen in roter Kleidung oft als attraktiver angesehen werden als Personen in Weiß.
Die Erklärung für diesen Effekt: Bei Frauen soll die Farbe Rot eine höhere sexuelle Bereitschaft signalisieren, bei Männern hingegen eine Statuserhöhung anzeigen. Allerdings funktionierte die Signalwirkung nur bei heterosexuellen Probanden.
Homosexuelle Testteilnehmer*innen bewerteten rot gekleidete Personen desselben Geschlechtes insgesamt als weniger attraktiv – vermutlich wurde die gezeigte Person eher als Konkurrent um einen Partner/ eine Partnerin gesehen.
W wie Warendesign
Produkte müssen im Bruchteil einer Sekunde die Aufmerksamkeit von Kund*innen erringen und zum Kauf überzeugen. Schönes Äußeres ist dabei hilfreich und Warendesign steht hoch im Kurs. Auf dessen ambivalente Rolle hat indes der Soziologe Fritz Haug in seinem Buch „Kritik der Warenästhetik“ verwiesen.
Es spräche zwar nichts gegen die Verschönerung von Dingen, problematisch sei jedoch ihre Vereinnahmung für kapitalistische Zwecke. Haug unterscheidet zwischen moralisch „gutem“ und „schlechtem“ Warendesign. Die entscheidende Frage ist für ihn: dient das schöne Design dem Konsumenten oder dem Konzern?
Z wie Zukunft
Genom-Editing-Techniken erlauben gezielte Veränderung von DNA-Sequenzen an lebenden Zellen durchzuführen. D.h. sie könnten in der Fortpflanzungsmedizin eingesetzt werden, um die DNA in menschlichen Spermien/Eizellen, in deren Vorläuferzellen oder in frühen menschlichen Embryonen vor dem Transfer in die Gebärmutter zu verändern.
Die Eingriffe in das Erbgut können genutzt werden, um die äußeren Merkmale einer Person zu beeinflussen und z.B. effektiv Erbrankheiten schon vor der Geburt zu unterbinden.
Theoretisch könnten auch äußere Merkmale wie Augenfarbe, Körpergröße oder andere physische Eigenschaften auf Wunsch der Eltern angepasst werden.
Ganz schön Skurril, oder?
H wie Hässlichkeit
Die Schöne und das Biest, Quasimodo und Esmeralda, das hässliche Entlein, das zum Schwan wird - Schönheit muss sich entwickeln und existiert eigentlich nicht ohne die Negativfolie des Hässlichen. Genau wie die Schönheit ist ihr Gegenpol allgegenwärtig und extrem subjektiv.
Das bezieht sich nicht nur auf äußerlichekiten, wie die von uns ausgewählten Objekte verdeutlichen sollen. So findet die ein ein Handtuch mit buntem Muster total hässlich, während ein anderer sich an der Fröhlichkeit der Farben erfreut.
Auch bestimmte Debk- und Verhaltensmuster können als hässlich empfunden werden bzw. lassen eine Person hässlich erscheinen. Beispiele hierfür sind Antisemitismus, Rassismus oder Homophobie.
K wie Kintsugi
Jeder*r kennt die Sekunde des Schrecks, wenn ihm oder ihr ein Teller aus der Hand rutscht und auf dem Boden zu Bruch geht. In der westlichen Welt würden vermutlich nur wenige versuchen, den Teller wieder zu "flicken". In Japan dagegen, gibt es eine traditionelle Reperaturmethode für Keramik.
Diese nennt sich Kintsugi, was so viel wie Goldverbindungen oder Goldflicken bedeutet. Die einzelnen Bruchstücke werden mithilfe des Spezialklebers Urushi und dem darin eingestreuten Metallpulver wieder zusammengefürt und gekittet. Die erkennbaren Bruchstellen werden golden hervorhgehoben.
U wie Unvollendet
Lange Zeit beherrschte makellose Perfektion die Vorstellung von Schönheit in der europäischen Kunst. Stilgebend waren die Skulpturen des anti ken Griechenland. Radikal gebrochen wurde mit diesem Vorbild erst im 19. Jahrhundert. Der fran zösische Bildhauer Auguste Rodin (1840 – 1917) griff auf unvollendete Skulpturen Michelangelos zurück.
Der Renaissance-Künstler soll Skulpturen aus Zeitgründen unvollendet gelassen haben – oder wegen bohrender Zweifel, ob sich seine ursprüngliche Ideen auch verwirklichen ließen. Rodin ging den Weg bewusst: Die Loslösung vom makellos vollendeten Kunstwerk erzeugt eine Spannung, die indirekt auffordert, das Ge sehene im Kopf weiterzudenken, zu vollenden. Damit wurde er zu einem Wegbereiter der Moderne.
Y wie Yoga
Yoga bedeutet so viel wie Anspannung. Er (ja, es kann wirklich der Yoga heißen) ist ein wichtiger Bestandteil der meisten Indischen Religionen und beschreibt eine in acht Teile gegliederte religiös-philosophische Praxis aus dem vierten Jahrhundert vor Christus.
In den so genannten mittleren Upanishaden - einer Bezeichnung altindischer religiöser Texte, die sich mit der Philosophie und Mystik befassen - fand Yoga vermutlich das erste Mal Erwähnung. Heute wird unter Yoga oft nur die Sammlung von körperlichen Übungen verstanden.
Er soll neben der sportlichen Aktivität aber auch für weniger Stress, innere Ruhe und Balance sorgen. Durch Yoga und Meditation kann der Mensch zu mehr Selbstakzeptanz und Zufriedenheit finden und somit auch seine innere Schönheit stärken.
Über uns
WER steckt eigentlich hinter dieser Ausstellung? Das sind wir: Kathrin (Konzeption, Koordination, Texte) Bernhard (Leihanfragen, Objektfotografie) Tom (Texte) Carla (Design, Texte, Koordination)
Wir alle studieren an der HTWK Leipzig Museologie im Bachelor.
Im Zuge unseres Studiums ist es üblich ein Ausstellungsprojekt zu planen und schließlich auch zu realisieren. Die Umsetzung unserer Ausstellung „Von Aphrodite bis Zukunft – Ein ABC der Schönheit“ war ursprünglich schon für Juni 2020 im Foyer der Hochschulbibliothek der HTWK Leipzig geplant. Wir planten den Grundriss, studierten die Lichtverhältnisse und arrangierten uns sogar mit der grellen Farbe des Fußbodens???? Aufgrund der Corona-Pandemie verschob sich die Ausstellungeröffnung schließlich auf April 2021. Als wir im Februar merkten, dass die Lage sich nicht entspannen wollte, entschieden wir uns spontan für ein digitales Ausstellungsformat.