Beschreibung des Projekts
Kurzbeschreibung
Entwicklung eines medienneutralen Workflows und Pilotprojektes für die Publikation von Fachbüchern.
Hintergrund
Die zeitnahe, transparente und nachhaltige Verbreitung nachprüfbarer wissenschaftlicher Ergebnisse ist eine der wesentlichen Anforderungen an die wissenschaftliche Kommunikation und Infrastruktur. Open Access (OA), also die offene und kostenfreie Nutzung von wissenschaftlicher Literatur, ist hierfür die Grundvoraussetzung. Die Anzahl der OA-Publikationen bei Fachzeitschriften und in den STM-Disziplinen übersteigt jedoch bei weitem den Anteil der OA-Bücher. Dies stellt für die Disziplinen, in denen Monografien nach wie vor eine wichtige Rolle in der Wissenschaftskommunikation spielen, wie in den Geistes- und Sozialwissenschaften sowie Rechtswissenschaften, einen erheblichen Nachteil bei der Auffindbarkeit und Sichtbarkeit der Publikationen dar.
Dieser Umstand hat verschiedene Ursachen: Zunächst berechnen Wissenschaftsverlage für die OA-Veröffentlichung eines Fachbuchs bis zu 15.000 € Gebühr. Kosten für ein einzelnes OA‐Fachbuch von über 1.000 € stellen aber bereits eine ernstzunehmende Hürde für Wissenschaftler dar, da nicht alle Forschungsförderer und nur wenige Institutionen in Europa eigene OA-Publikationsfonds für Bücher eingerichtet haben oder diese Kosten aus den Etats der Bibliotheken kaum in nennenswertem Umfang bereitgestellt werden können.
Hochschulen und Universitäten sind i. d. R. die Institutionen, an denen Wissenschaftler neue Forschungsergebnisse erzeugen und zur Veröffentlichung als Buch vorbereiten. Neben klassischen Wissenschaftsverlagen veröffentlichen daher immer mehr Hochschulverlage (genannt University Presses) wissenschaftliche Publikationen. Allerdings wird davon derzeit erst ein Bruchteil als OA publiziert. Grund dafür ist, dass neben den fehlenden Fördermöglichkeiten, es i. d. R. an Know-how aus der Verlagsbranche fehlt, was die ökonomischen und technischen Grundlagen zur Publikation von OA-Büchern betrifft.
So erweitern die Leistungsmerkmale zur Erstellung eines OA-Buches in vielen Punkten die Anforderungen an die Publikation eines gedruckten Fachbuches. Darunter fallen u. a. die Lizenzierung als Creative-Commons-Lizenz (CC-Lizenz), die Vergabe eines Document Object Identifiers (DOI), eine Langzeitarchivierung oder die Aufnahme in das Directory of Open Access Books (DOAB).
Zudem müssen technische Herausforderungen bewältigt werden. Die medienneutrale digitale Aufbereitung von Artikeln in elektronischen Fachzeitschriften als Voraussetzung für OA wurde seit Anfang der 2000er Jahre zunehmend standardisiert. Im Gegensatz dazu liegen viele, auch von Fachverlagen als OA veröffentlichte Bücher derzeit nur als PDF-Dokument vor, da eine Aufbereitung in Volltext-XML in der Vorstufe nicht erfolgt ist. Dieser erschwert die Aufnahme von OA-Büchern in Kataloge und Verzeichnisse und damit deren ungehinderte Verbreitung als zentrale Forderung von OA. Außerdem ist die Rezeption des digitalen Buches auf ein einziges, proprietäres Datenformat (PDF) eingeschränkt, was die Anforderungen der freien Portierung auf andere (mobile) Lesegeräte und die Langzeitarchivierung erschwert. Schließlich fehlt bei den meisten heute (digital) verfügbaren Fachbüchern eine Schnittstelle zu offenen Forschungsdaten, wie es die Forderung nach Transparenz und Reproduzierbarkeit als wesentlicher Bestandteil guter wissenschaftlicher Praxis verlangt.
Forschungsziel
Ziel des Forschungsprojektes ‚OA-Hochschulverlag' (OA-HVerlag) war es daher, einen nachhaltigen, allgemeingültigen State-of-the-Art-Workflow zur Herstellung und Verbreitung von OA-Monografien zu entwickeln, der es Hochschulen und Universitäten ermöglicht, ohne die eingangs beschriebenen Einschränkungen hinsichtlich technischem Leistungsumfang und bei größtmöglicher Verbreitung, Sichtbarkeit und Zugänglichkeit eigene Forschungsarbeiten und Graduierungsschriften in digitaler Form als OA und als gedrucktes Buch zu veröffentlichen. Der Workflow soll anhand ausgewählter Fallbeispiele als Proof of Concept demonstriert und abschließend angewendet in Form eines konkreten Prototyps eines OA-Hochschulverlags verstetigt werden, um die Nachhaltigkeit des Konzeptes zu demonstrieren.
Wesentliche Ergebnisse
Die konkrete Arbeitsweise des OA-Hochschulverlages, die einzelnen Schritte zum Transfer des Konzeptes an andere Einrichtungen, der finale OA-Publikationsworkflow für akademische Bücher und die Ergebnisse der Datenerhebung der durchgeführten Fallstudie zu den zeitlichen, finanziellen und personellen Aufwänden eines OA-Hochschulverlages wurden in Form des Handbuchs ‚Open-Access-Publikationsworkflow für akademische Bücher | Ein Handbuch für Hochschulen und Universitäten‘ vollständig dokumentiert. Es ist als OA-Publikation unter der DOI http://doi.org/10.33968/9783966270175-00 als PDF, EPUB und MOBI veröffentlicht. Das Werk ist zudem über den Buchhandel als Hardcover (ISBN: 978-3-96627-015-1) und Softcover (ISBN: 978-3-96627-016-8) verfügbar.
Zukünftig
Mit dem Ende des Forschungsprojektes scheiden die Projektmitarbeiter Antonia Schrader und David Böhm aus. Alexander Grossmann und Michael Reiche als Projektleiter stehen weiterhin für Nachfragen bereit, da im Anschluss an das Projekt der entwickelte Publikationsworkflow in einem neu zu gründenden Hochschulverlag an der HTWK Leipzig etabliert und verstetigt werden soll. Dies soll mittels Anbindung des Hochschulverlages an die Hochschulbibliothek erfolgen, so dass auch nach dem Ausscheiden der befristet beschäftigten Projektmitarbeiter nach Laufzeitende des Projektes weitere Publikationen durch den Verlag mittels des beschriebenen Workflow-Modells realisiert werden können. Die Einarbeitung von Vertretern der Hochschulbibliothek sowie Studierender der buchaffinen Studiengänge in den Publikationsworkflow bzw. die Strukturen des Modellverlags ist daher im Projektzeitraum erfolgt.
Projektlaufzeit
Das Forschungsprojekt 'OA-Hochschulverlag' wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert, mit einer Förderdauer von 23 Monaten (01. Mai 2018 bis 30. April 2020).