Praxisprojekte SoSe 2023
Bestandssichtung und -ordnung zur Tapeten- und Teppichfabrikation in Wurzen (1840–1996)
1865 entstanden aus der 1840 gegründeten Tapetenfabrik Schütz die „Wurzener Teppich und Veloursfabriken Schütz & Juel“. Sie produzierten neben Velourstapeten auch handgeknüpfte Smyrna-Teppiche. 1899 waren dort 972 Facharbeiter und Lehrlinge beschäftigt. Unter der Direktion von Arthur Bechtold (1905-1948) entwickelte sich die Wurzner Teppichfabrik mit der Produktion von Brüssel und Tournay-Teppichen zu einem hochmodernen Betrieb von Weltruf. Von Beginn an präsentierte die Tapeten- und dann auch die Teppichwarenfabrik besonders gelungene Muster und Produkte auf verschiedenen Messen und Ausstellungen, wofür sie z.B. auf Weltausstellungen prämiert wurden. Die Muster entwarfen namhafte Künstler wie Emil Orlik, Max Heidrich oder Heinrich Vogeler. Europäische Kulturstätten, Geschäftshäuser und Schifffahrtsgesellschaften ließen sich mit Wurzener Teppichen ausstatten. Kriegsbedingt wurden ab 1939 Wolldecken und Feuerwehrschläuche hergestellt und ab 1945/46 Reparationsleistungen für die sowjetische Besatzungsmacht erbracht. 1948 ging die Fabrik in Volkseigentum über. Der VEB Wurzner Teppichfabrik spezialisierte sich um 1960 auf Auslegware und Doppelteppiche für den Export in mehr als 30 Länder. Mit der Kombinatsbildung ging das erfolgreiche Großunternehmen 1971 in den VEB Halbmond-Teppiche Oelsnitz, Werk Wurzen, ein. Von 1991 bis 1996 bestand die „Wurzner Teppichfabrik Sachsen GmbH“. Sie musste wegen Absatzschwierigkeiten 1996 Konkurs anmelden. Das Kulturhistorische Museum Wurzen konnte 1999 das historisch wertvolle Musterarchiv der Teppichfabrik erwerben. Im Zusammenhang der Übergabe wurde dieses Musterarchiv erstmalig erfasst.
Der Bestand des Teppicharchivs, bestehend aus Musterbüchern, Musterzeichnungen, Katalogen, Archivalien zur Fabrik, soll auf seinen Zustand hin gesichtet, inventarisiert und systematisch geordnet im Depot aufgestellt werden. Ziel der Inventarisierung ist es unter anderem, einen Überblick über die Entwicklung der Produktion und die Künstler zu erstellen,
die als Musterzeichner tätig geworden sind.
Betreuung: Prof. Dr. habil. Tripps
Teilnahmezahl: zwei Studierende
Erarbeitung einer interaktiven Vermittlungsstation zum Thema „Militärische Geheimschriften während der napoleonischen Kriege“
Das Militärhistorische Museum der Bundeswehr, Dresden, plant für eine kommende Sonderausstellung (Eröffnung Herbst 2023) eine interaktive Station für die Thematik „Nutzung und Dechiffrierung militärischer Geheimschriften während der napoleonischen Kriege“.
Aufgabe des Projektes ist die wissenschaftliche Recherche und Erschließung von Originaldokumenten. Interaktive Möglichkeiten für eine Vermittlungsstation sollen auf dieser Grundlage ausgelotet, Zielgruppen bestimmt werden. Die Aufarbeitung der Inhalte für die ausgewählte(n) Zielgruppe(n) in einem praktikablen Konzept und die Begleitung der Realisierungrunden das Projekt ab.Aufgrund der Eröffnung im Herbst 2023 ist die sofortige Aufnahme des Praxisprojektes notwendig, es muss während der Vorlesungszeit vorangetrieben werden.
Betreuung: Prof. Dr. Weiß
Teilnahmezahl: zwei Studierende (studentischer Praxisprojekt-Vorschlag: ein Platz belegt)
Inventarisierung von Grafiken im Museum der Bildenden Künste Leipzig
Im Zusammenhang mit der Einführung des Neuen Kommunalen Finanzmanagements bei der Stadt Leipzig 2010/11 wurden die Kunstwerke zum Teil nur mit einer Notinventarisierung (stark fehlerhafte Einträge, teils nur Inventarnummern) elektronisch erfasst. Das betrifft vor allem sämtliche druckgraphischen Mappenwerke in der Graphischen Sammlung mit ca.
10.000 Blättern (19.–21. Jahrhundert).
Die Einträge für diese Blätter in die Museumsdatenbank BeeCollect Professional sollen am Original mithilfe der handschriftlichen Inventare/alter Karteien, Dokumente usw. umfänglich korrigiert und ergänzt werden. Die Bearbeitungszeit kann in Abstimmung mit dem Museum werktäglich individuell eingeteilt werden.
Betreuung: Prof. Dr. habil. Tripps
Teilnahmezahl: zwei Studierende
Konzeptarbeit für das Schulmuseum in Burg bei Magdeburg
Die Berufsbildenden Schulen „Conrad Tack“ des Landkreises Jerichower Land verfügen über ein kleinformatiges Schulmuseum, welches derzeit auf Voranmeldung sowie im Rahmen von Veranstaltungen wie der „Burger Museumsnacht“ besucht werden kann. Die Dauerausstellung befasst sich mit der schulischen Berufsausbildung im Jerichower Land ab 1905, insbesondere mit der Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte der heutigen Berufsbildenden Schulen „Conrad Tack“.
Eine große Rolle spielen dabei der Umbau und die Sanierung eines für Schulzwecke umgebauten Industriedenkmals. Das Gebäude wurde 1888–1906 für Conrad Tack & Cie. errichtet und gilt als älteste Schuhfabrik Europas. Die Ausstellung besteht im Wesentlichen aus Text-Bild-Tafeln, basierend auf historischem Fotomaterial sowie gedruckten Dokumenten und erscheint ausbaufähig. Die konzeptuelle Weiterentwicklung setzt eine Inventarisierung der vorhandenen Exponate und eine Erweiterung der Wissensbestände voraus, bei der zugleich auch nach potenziellen weiteren Exponaten gesucht werden kann. Insbesondere zur bald 120-jährigen Schulgeschichte ist die Durchführung und Auswertung von Zeitzeugengesprächen vorgesehen, auf deren Grundlage eine Entwicklungsperspektive für das Schulmuseum (Nachfrage, verbessertes Angebot, vertiefte Informationslage, verbreiterte Sammlung, modernes digitalisiertes Angebot) auf Basis der vorhandenen Materialien und Zeitzeugengespräche entstehen soll. Auf sehr gute Kontakte zu Personen aus der jüngeren Schulgeschichte kann dabei zurückgegriffen werden.
Seitens der Berufsbildenden Schulen stehen Ansprechpartner während des Projektes und darüber hinaus unterstützend zur Verfügung. Teile des Praxisprojekts lassen sich nur vor Ort lösen, Termine dafür sind planbar. Burg ist über Magdeburg bzw. Biederitz problemlos mit dem Zug erreichbar. Die Fahrtkosten werden von der Schule erstattet.
Betreuung: Prof. Dr. Dr. Walz
Teilnahmezahl: zwei Studierende
Neuerschließung der „Realiensammlung" des Studiengangs mit Collective Access
Vor einigen Jahren haben mehrere Praxisprojekt-Gruppen nacheinander die sogenannte Realiensammlung des Studiengangs Museologie mit der Datenbank „Axiell Museum“ inventarisiert. Um langfristig die Daten nutzen und insbesondere auch unabhängig von einem lizensierten Arbeitsplatz nutzen zu können, sollen die vorhandenen Daten aus „Axiell Museum“ exportiert und mittels Batchprozessen in die neue, auf CA basierende Datenbank importiert werden. Vorhandene Digitalfotos werden dabei übernommen, weshalb die Standardinstallation von CA angepasst werden muss. Dies erfolgt über die in CA mögliche variable Anpassung der Struktur an die Sammlungsdatenbank. Dazu wird die Erarbeitung eines Inventarisations- und Erschließungskonzeptes notwendig sein. Die in den anderen uns zur Verfügung stehenden Softwaresystemen kaum berücksichtigte Nutzung von Normdaten wird ebenfalls angestrebt (allerdings müssen hier die sicherheitstechnischen Aspekte noch geklärt werden). Mit CA wird es dann zukünftig möglich sein, eigenständig funktionale Ergänzungen (eigenes Modul für Leihverkehr oder Deakzessionsvorgänge) zu implementieren.
Betreuung: Dr. Bergmeyer
Teilnahmezahl: drei Studierende
Sichtung des Magazinbestands des Deutschen Salzmuseums, Lüneburg
Das 1989 eröffnete Deutsche Salzmuseum im Industriedenkmal Alte Saline ist Teil der Museumsstiftung Lüneburg. In den kommenden Jahren wird das Museum grundlegend saniert und die Ausstellungen neu konzipiert. Dazu sind aktuell vorbereitende Maßnahmen erforderlich.
Zum einen muss das Außenmagazin – ein unterirdisches Bauwerk in einem Vorort, das als Notkrankenhaus für Kriegs- und Katastrophenfälle gebaut wurde – neu geordnet und die Lagerung verdichtet werden, um Platz für die vorübergehende Einlagerung von Exponaten der Dauerausstellung zu schaffen. In den letzten Jahrzehnten kam es zu umfangreichen, nur teilweise dokumentierten Zugängen, die überwiegend provisorisch gelagert sind (freistehend, in Kartons auf dem Fußboden, in provisorischen Regalen und Schränken). Die Bestandsvielfalt umfasst Dokumente aus dem ehemaligen Salinenbetrieb, Salzstreuer, Kristalle, großformatige Modelle, technische Geräte, sowie große Mengen Hausrat der Nachkriegszeit. Ein nennenswerter Teil wurde inzwischen vom Stadtarchiv übernommen. Die verbleibenden Bestände sollen raumweise gesichtet, benannt, in ihrer Qualität grob eingeschätzt und in einem überblicksartigen Schnellinventar verzeichnet werden. Dazu gehört die oberflächliche Bewertung, wie viel davon zweifelsfrei die Sammlung bereichert, was einer näheren Klärung durch Forschung oder präzise Inventarisierung bedarf und was – z. B. aufgrund von Lagerungsschäden – abgängig erscheint.
Zum anderen soll die bereits begonnene Inventarisierung und Verpackung einer Sonderausstellung über die 1950er-Jahre abgeschlossen werden, um sie einzulagern und künftig als Wanderausstellung nutzen zu können. Eine Einführung in FirstRumos wird vor Ort angeboten. Da die Ausstellung im Außenmagazin zwischengelagert werden muss, soll sie in die Raumplanung des Magazins einbezogen werden und ist
daher Teil des Projekts.
Projektziel ist die abschließende Inventarisierung der 1950er-Jahre-Ausstellung und die Überblickserfassung der Bestände des Außenmagazins. Im günstigen Fall mündet dies in einen Entwurf, wie das Magazin durch Umlagerung verdichtet werden kann und welche Magazinmöbel in welcher Menge dafür benötigt werden. Dieses Praxisprojekt kann nur vor Ort durchgeführt werden. Die Museumsstiftung Lüneburg
stellt für die Teilnehmerinnen, Teilnehmer ein zweckmäßiges Quartier unentgeltlich bereit, Fahrtkosten gehen zu Lasten der Teilnehmerinnen, Teilnehmer (Lüneburg ist z. B. mit Supersparpreisen im DB-Fernverkehr erreichbar). Die Arbeiten finden teils im Außenmagazin, teils im Museum statt. Das Praxisprojekt eignet sich nicht für Menschen, die das Arbeiten in fensterlosen Räumen belastet.
Betreuung: Prof. Dr. Dr. Walz
Teilnahmezahl: drei Studierende
Ein virtuelles jüdisches Museum für Leipzig – Fortführung des Initialprojektes und Entwicklung neuer „Bausteine“
2021 lebten Jüdinnen und Juden nachweislich seit 1700 Jahren auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland. Aus diesem Grunde wurden vielfältige Veranstaltungen organisiert, an denen sich auch Leipzig beteiligte. Das Kultur- und Begegnungszentrum Ariowitsch-Haus e.V. Leipzig und die Israelitische Religionsgemeinde zu Leipzig planen seitdem ein virtuelles Museum zu jüdischem Leben in Leipzig, das kontinuierlich wachsen soll. Zwei digitale „Bausteine“ – zum Rabbiner und Reformer Ephraim Carlebach und der von ihm gegründeten Höheren Israelitischen Schule (auch Carlebach-Schule genannt) sowie zum Ariowitsch-Haus – sind bereits konzipiert. Sie sollen weiterentwickelt, realisiert und ein weiteres Themengebiet für ein virtuelles Format erschlossen werden. Das Projekt wird von Seiten des Ariowitsch-Hauses mit betreut. Eine Zusammenarbeit mit der Medientechnik der HTWK Leipzig ist prospektiert.
Betreuung: Prof. Dr. Weiß
Teilnahmezahl: vier Studierende
Webpräsenz und Social Media – Öffentlichkeitsarbeit für den Studiengang Museologie
Die digitale Transformation erreicht alle Bereiche – auch die Werbe- und Öffentlichkeitsarbeit von Studiengängen. Aufgabe des Praxisprojektes ist es, eine dringend anstehende Aktualisierung der MUB-Webseite in Angriff zu übernehmen und vor allem die Barrierefreiheit voranzutreiben. Neuer Content soll zudem entwickelt werden. Die Beschaffung von geeignetem Fotomaterial zu besonderen Events des Studiengangs, die Kontaktaufnahme zu Kommiliton*innen und Alumni*ae gehören dazu. Wesentlicher Bestandteil des Projektes ist die aktive Betreuung der Social-Media-Kanäle des Studiengangs.
Der Vorteil: die Flexibilität ist bei diesem Projekt groß, dafür muss bis zum Ende des Wintersemesters 2023/24 die Webseite betreut werden. Eine Schulung mit dem Content-Management-System Typo 3 wird erfolgen. Unterstützung ist durch das Projektmanagement der Fakultät Informatik und Medien gegeben.
Betreuung: Prof. Dr. Weiß
Teilnahmezahl: drei Studierende
Zur Geschichte der Museologie in Leipzig – Sichtung und Dokumentation der archivalischen und fotografischen Quellen
1954 nahm die "Fachschule für Museumsassistenten", die Vorgängereinrichtung des HTWK-Studiengangs Museologie ihren Betrieb auf. Mit Blick auf ein anstehendes Jubiläum sollen die seit langem vorhandenen und seit kurzem hinzugekommenen schriftlichen sowie bildlichen Quellen im Hochschularchiv und im Studiengang Museologie selbst gesichtet und
dokumentiert werden.
Zielperspektive ist eine Präsentation zur Geschichte des Studiengangs bzw. der Museologie in Leipzig, die in diesem Projekt bereits angedacht werden kann.
Betreuung: Prof. Dr. Weiß
Teilnahmezahl: zwei Studierende