Das Image von Bibliotheken bei Jugendlichen
Empirische Befunde und Konsequenzen für Bibliotheken
Forschungsziel: Ermittlung des Images von Bibliotheken bei Jugendlichen, um auf dieser Grundlage konkrete Handlungsempfehlungen zur Imageverbesserung abzuleiten. In 1440 Online-Fragebögen und 34 Gruppeninterviews wurden die Positionen 12- bis 19-jähriger Nutzer und Nichtnutzer von Bibliotheken erfasst und differenziert ausgewertet.
Laufzeit: 2010-2017 (Befragung 2010- 2012, wissenschaftliche Beratung 2013-2017)
Fragestellung und Motivation
Der sogenannte „Leseknick“, also der Bedeutungsverlust der Freizeitbeschäftigung „Lesen“ im Alter von ca. 13 bis 14 Jahren, wirkt sich auch auf die Bibliotheksnutzung aus. In diesem Alter gehen Bibliotheken viele Leser und Leserinnen verloren, die sie später nur schwer wiedergewinnen können. Hier müssen Bibliotheken ansetzen und neue Nutzungsanreize schaffen. Das war der Auslöser, sich mit dieser Altersgruppe zu beschäftigen und sie zum Image von Bibliotheken zu befragen.
Methoden
Als Untersuchungsmethoden wurden die Online-Befragung und das Gruppeninterview gewählt. Die quantitative Untersuchung erlaubt, die heterogene Zielgruppe nach soziodemographischen und themenrelevanten Aspekten wie Freizeitinteressen, Leseintensität oder Bibliotheksnutzung zu segmentieren. Die qualitative Methode ermöglicht, subjektive Meinungen und Einstellungen zu erheben.
Für die Studie „Das Image von Bibliotheken bei Jugendlichen“ wurden im sozialen Netzwerk „SchülerVZ“ 1440 Jugendliche von 12 bis 19 Jahren zur Wahrnehmung von Bibliotheken und zu ihren Erwartungen und Wünschen befragt. Ergänzend fanden ca. 30 qualitative Gruppeninterviews mit insgesamt mehr als 100 Jugendlichen in Schulen und Freizeitzentren statt.
Der standardisierte Fragebogen für die Befragung bei SchülerVZ zielte darauf ab, das Bibliotheksbild der Jugendlichen zu erfassen, dessen Prägung durch Primär- und Sekundärerfahrungen zu ergründen und den Befragten gleichzeitig das Artikulieren von Wunschvorstellungen zu ermöglichen.
Derselbe Ansatz bildete den Hintergrund für insgesamt 34 narrativ orientierte, leitfadengestützte Gruppeninterviews mit insgesamt 113 Teilnehmern, die mit Hilfe Studierender der HTWK an Gymnasien und Mittelschulen sowie in Jugendclubs durchgeführt wurden. Als Aktivierungsmethode diente dabei die Präsentation von Fotomaterial aus unterschiedlichen Bibliotheken, das die Jugendlichen sichteten, sortierten und subjektiv bewerteten. Ihre Stellungnahmen zu den Bildern und ihre Antworten auf die Leitfragen der Interviewenden wurden von Prof. Keller-Loibl inhaltsanalytisch ausgewertet.
Ergebnisse
Nutzer von Bibliotheken haben ein überwiegend positives Bibliotheksbild, während bei den jugendlichen Nichtnutzern und den lesefernen Heranwachsenden meist ein negatives Bibliotheksimage vorherrscht. Diese Befragten nehmen Bibliotheken als „Leihstelle für Bücher“ und „Ort des Lernens“ wahr, während sie sich eigentlich mediale Vielfalt und an ihren Freizeitinteressen orientierte Veranstaltungen wünschen.
Als weitere zentrale Imagefaktoren zeichnen sich Ausstattung und Raumgestaltung deutlich ab. Das visuelle Erscheinungsbild einer Bibliothek prägt das Image entscheidend. Für die befragten Jugendlichen war es sehr wichtig, dass sie sich in der Bibliothek wohlfühlen. Die Einrichtung sollte modern sein und sich an den Einrichtungsvorlieben der Zielgruppe orientieren. Jugendliche wollen sich länger in der Bibliothek aufhalten, gemeinsam mit Freunden die Medien vor Ort nutzen, lesen und spielen. Deshalb sollten Bibliotheken nicht nur ihren modernen Medienbestand besser kommunizieren, sondern auch mit dem Ort „Bibliothek“ als modernem Freizeit-, Lern- und Erlebnisort jugendliche Nutzer gewinnen.
Die ausführlichen Forschungsergebnisse sind in der wissenschaftlichen Studie „Das Image von Bibliotheken bei Jugendlichen“ umfassend dargestellt und anhand zahlreicher Grafiken visualisiert. Zudem enthält die Publikation Beispiele und Empfehlungen für konkrete Maßnahmen zur Imageverbesserung von Bibliotheken.
Auf der Grundlage dieser Ergebnisse wurden Kommunen, Bibliotheken und weitere Bibliotheksträger bei der Einrichtung von Jugendbibliotheken wissenschaftlich beraten.
Veröffentlichungen
Kerstin Keller-Loibl: Das Image von Bibliotheken bei Jugendlichen. Empirische Befunde und Konsequenzen für Bibliotheken. Bad Honnef: BOCK+HERCHEN 2012, 252 S, ISBN: 978-3-88347-292-8
Björn Dumont: „Eine Hängematte wäre toll!“, in: EINBLICKE. Das Forschungsmagazin der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig, 2013, S. 46-49
Stephan Thomas: Eine Bibliothek mit Wohlfühl-Faktor. Professor Kerstin Keller-Loibl veröffentlicht Studie zum Image von Bibliotheken bei Jugendlichen, in: PODIUM, 19. Jahrgang, 1/2013, S. 25
Kerstin Keller-Loibl: Die Wunschbibliotheken der 12- bis 19-Jährigen. Empirische Studie gibt Empfehlungen zur Imageverbesserung, in: BuB, 65 (2013) 2, S. 118-121.
Ronald Gohr: Jugendliche trauen Bibliotheken moderne Entwicklung zu. Eine Studie zum Bibliotheksimage (Rezension), in: BuB, 65 (2013) 03, S, 241.
Björn Dumont:Empirische Studie zum Bibliotheksimage bei Jugendlichen. Wie stellen sich 12- bis 19-Jährige eine attraktive Bibliothek vor.